Nachhaltigkeit trotz Corona? Warum jetzt der richtige Zeitpunkt für nachhaltiges Wirtschaften ist

Quarantäne, Ausgangssperre, Maskenpflicht – unser Leben wird derzeit von Corona und politischen Entscheidungen zur Bekämpfung dieses Virus bestimmt.

Dies widerspiegelt sich auch in der Presse. Corona dominiert die Schlagzeilen und hat die eben noch heiss diskutierten Klima- und Nachhaltigkeitsthemen oder die Klimabewegung Fridays for Future verdrängt – bis vergangene Woche das Klimacamp auf dem Bundesplatz für News sorgte. 

Dennoch stellen sich die Fragen: Haben Nachhaltigkeit respektive nachhaltiges Wirtschaften in Corona-Zeiten noch Platz? Oder ist gerade jetzt der ideale Zeitpunkt, nachhaltige Entwicklung zu fördern und dies öffentlich zu kommunizieren?

Viele Selbstständige und KMU stellt die Pandemie vor grosse Herausforderungen und war für viele sogar der Todesstoss. Für andere Unternehmen hingegen eröffnete sie eine Chance. Vom Innovationsgeist getrieben und der Absicht, die Vermarktung von Regionalität und Nachhaltigkeit zu fördern, lagen sie genau richtig. Heute freuen sie sich über viele neue Kund*innen. 

Ob wir wieder zur gewohnten Normalität zurückfinden, ist momentan noch unklar. Meiner Meinung nach sollten wir aus dieser Krise lernen und unsere Handlungsweisen überdenken. Denn ob Pandemie oder Klimawandel – um angemessen auf Krisen reagieren zu können, müssen wir langfristig und nachhaltig denken sowie stabile und resiliente Systeme aufbauen.

Gerade für Selbstständige und kleinere Unternehmen, die auf eine nachhaltige Unternehmensstrategie setzen und damit zur nachhaltigen Entwicklung ihrer Branche beitragen, sehe ich hier grosses Potenzial. 

 

 

 

Die Corona-Krise als Antrieb einer nachhaltigen Wirtschaft 

 

Die Corona-Krise hält uns deutlich vor Augen, wie robust unsere Systeme sind. Konsum, Schnelllebigkeit, Globalisierung und Effizienzsteigerung waren in der Vergangenheit ihr Antrieb. Doch allem Anschein nach, scheinen sie Krisen wie Corona nicht gewachsen zu sein. 

Wäre es nicht sinnvoll, an diesem Punkt innezuhalten und darüber nachzudenken, wie wir in Zukunft solche Krisen besser meistern können? 

Ganz egal ob erneut eine Pandemie sich um den gesamten Globus zieht oder sich der Klimawandel verschärft – die nächste Krise kommt mit grosser Wahrscheinlichkeit.

Darum benötigen wir Systeme, die stabil und widerstandsfähig sind und eine globale nachhaltige Entwicklung anstreben. Nur so schaffen wir es als Gesellschaft, ohne grosse Einbussen auf Wandel reagieren zu können.

Wir alle – Politik, Wirtschaft und Zivilbevölkerung – haben es jetzt in der Hand, nach den Zielen der nachhaltigen Entwicklung zu handeln und damit ein globales System zu unterstützen, das auch in Zukunft überlebens- und handlungsfähig sein wird. 

Hast du dich entschieden, deinen Kund*innen künftig nur noch nachhaltige Produkte anzubieten? Toll! Doch vergiss nicht, dich und dein Angebot bekannt zumachen. Nutze dazu die Presse, deine Website oder Social Media und beeinflusse die Schlagzeilen. Denn trotz Corona sehe ich für Selbständige und KMU insbesondere in 5 Bereichen grosses Potenzial, mit nachhaltigen Angeboten durchzustarten.

 

5 gute Gründe, als Unternehmen nachhaltige Entwicklung zu fördern

 

#1 Konsum – Weniger, dafür Qualität

 

Schon mal geschaut, woher dein Handy oder deine neuen Sneaker kommen? “Made in…” ist das eine. Woher die einzelnen Rohstoffe des gekauften Produktes kommen, das andere. Fakt ist, viele Produkte sind mit Sicherheit ein paar Mal um die Welt gereist und hinterlassen einen grossen ökologischen Fussabdruck

Die Schnelllebigkeit und der Drang immer das Neueste und Tollste zu besitzen, verschleisst weltweit Unmengen an Rohstoffen.  Ausserdem verursachen die Produktion und die Reisewege CO2, was sich negativ auf unser Klima auswirkt. 

Mit Corona kam auch ein Umdenken in Sachen Konsum. Studien zeigen, dass sich das Konsumverhalten der Schweizer*innen während des Corona-Shutdowns deutlich verändert hat. Die Ausgaben für Lebens- und Arzneimittel stiegen an, während für Kosmetik, Kleidung, Unterhaltung oder Gastronomie deutlich weniger ausgegeben wurde (vgl. Statista).

Bei Waren für den täglichen Gebrauch ist gemäss der Hochschule Luzern ein klarer Trend festzustellen: Über 95 % der Befragten gaben an, häufig oder ab und zu Produkte aus der Schweiz zu kaufen. Für 80 % kommen häufig oder ab und zu ökologisch nachhaltige oder fair gehandelte Produkte in den Warenkorb (vgl. Hochschule Luzern).

Tipp: Schweizer Konsument*innen kaufen immer bewusster ein und entscheiden sich vorwiegend für Produkte aus der Schweiz oder solche aus nachhaltiger oder fairer Produktion. Setzt du mit deinem Unternehmen auf Qualität, Nachhaltigkeit und soziale Gerechtigkeit zu fairen Preisen, handelst du bedürfnis- und zukunftsorientiert.

 

#2 Tourismus – Nachhaltige Entwicklung als Trend

 

Obwohl die Schweizer*innen bekanntlich Vielflieger sind, verbrachten die meisten von ihnen ihre Sommerferien in der Schweiz, insbesondere in den Bergregionen. In den Städten hingegen fehlten die Tourist*innen.

Durch die Unsicherheit und Angst ins Ausland zu verreisen, lernten viele Schweizer*innen die wunderschönen Ecken unseres Landes besser kennen und schätzen. Die Schweiz als Ferienland ist äusserst attraktiv und bietet für jeden Geschmack das Richtige. 

Setzt sich der Trend, die Ferien im eigenen Land zu verbringen, fort? Verzichtet man künftig vermehrt aufs Fliegen und sucht sich nachhaltige Angebote in der Schweiz?

Aufgrund der steigenden Ansteckungszahlen, einer möglichen Quarantänenpflicht nach einer Auslandsreise und der sich nähernden Winter- respektive Grippezeit, werden wohl auch in nächster Zukunft viele Schweizer*innen ihren Urlaub hierzulande verbringen.

Aber auch das wachsende Bewusstsein, dass Flugreisen klimaschädlich sind, hält viele am Boden. Studien bestätigen zudem, dass in den vergangenen Jahren in der Schweiz die Nachfrage nach nachhaltigen Ferienangeboten gestiegen ist (vgl. BEST-Sabel-Hochschule Berlin).

Tipp: Setzt du dich als Unternehmen aus der Gastro- und Tourismusbranche für mehr Regionalität und eine nachhaltige Entwicklung ein, investierst du in die Zukunft und zeigst öffentlich dein Engagement zur Erhaltung und Pflege deiner Region. Damit schaffst du es, dich deutlich von der Masse abzuheben und überzeugst potenzielle Kund*innen, bei dir zu buchen.

 

#3 Ernährung – Bio und regional 

 

Die Corona-Krise machte vielen Menschen bewusst, in welchem Masse ausländisches Obst und Gemüse die Regale der Supermärkte dominiert. Denn diese waren während des Lockdowns oft leer. 

Auch die Abstandsregelungen und Warteschlangen in den Supermärkten und die Angst, sich dort anzustecken, hielt viele Leute ab, dort einzukaufen. Was blieb? Die Online-Supermärkte, die Nachbarn, welche die Einkäufe erledigen, oder aber der Gang zum nächsten Tante-Emma-Laden oder Hofladen

Während des Lockdowns veränderten viele Menschen ihr Einkaufsverhalten und zogen den Dorfladen oder den Bauernhof dem Supermarkt vor. Dieser Trend hält gemäss der Hochschule Luzern bis heute an.

Für Bäuer*innen ist ein Hofladen, ein Wochenmarkt oder ein Abo ein wichtiger Absatzmarkt, der Nähe zu den Kund*innen schafft. Zudem ermöglicht die Direktvermarktung einem Bauernbetrieb, besser auf Kundenbedürfnisse einzugehen. 

Das Bedürfnis, sich gesund zu ernähren, wurde durch die Pandemie nicht gebremst, sondern zusätzlich angetrieben. Besonders biologische und regionale Lebensmittel stecken voller gesundheitsfördernder Vitalstoffe und haben aufgrund der kurzen Transportwege eine positive Ökobilanz.

Viele Menschen kauften während des Lockdowns vermehrt frische und regionale Nahrungsmittel. Zum einen, weil das Gesundheitsbewusstsein in de Gesellschaft zunahm, zum anderen, weil viele im Homeoffice mehr Zeit zum Koch hatten. . Gemäss Bio Suisse stieg der Verkauf von Bio-Produkten in der Schweiz während des Shutdowns um bis zu 30 % an. 

Tipp: Mache das Einkaufen in deinem sympathischen kleinen Laden oder Hofladen für die Kundschaft zum Erlebnis . Überzeuge sie mit frischen, regionalen und wenn möglich biologischen Produkten. Biete ihnen allenfalls Extras wie Seife oder Klopapier an, damit sie gleich ihren gesamten Einkauf bei dir erledigen können.  

 

#4 Digitalisierung – Resilienz und Klimaschutz

 

Mit voller Wucht traf Corona die Geschäftswelt. Geschäftsreisen mussten durch virtuelle Konferenzen ersetzt werden und der Arbeitsplatz wich dem Homeoffice. Die Digitalisierung erhielt durch Corona massiven Rückenwind und konnte sich etablieren. 

Was bis vor Kurzem als unmöglich schien, ist inzwischen normal. Für viele ist Homeoffice auch kaum mehr wegzudenken, da es einen idealen Ausgleich zum Arbeitsalltag im Büro schafft. 

Der Digitalisierungsschub war notwendig. Er stärkt die Resilienz von Unternehmen und sorgt dafür, dass sie auch in Krisenzeiten handlungsfähig bleiben. Arbeiten ist jetzt auch nicht mehr ortsgebunden. Gerade für kleinere Unternehmen, die Kosten sparen müssen, eine gute Lösung. 

Der Lockdown und die dadurch ausgelöste Digitalisierungswelle bekam auch das Klima zu spüren. Als Folge der abgesagten Flüge und des reduzierten Strassenverkehrs sank in der Schweiz die Schadstoffbelastung in der Luft. Beeindruckend und auch etwas besorgniserregend ist, dass in gewissen Städten dieser Welt die Luftqualität seit langem nicht mehr so gut war. 

Bleibt Homeoffice im Trend und werden vermehrt virtuelle Meetings geführt, hätte dies eine Entlastung des Luft- und Strassenverkehrs zur Folge und letztendlich auch des Klimas. 

Tipp: Die Digitalisierung ist ein wichtiger Faktor, um als Unternehmen anpassungs- und handlungsfähig zu sein und zu bleiben. Bedeutet Digitalisierung für dich auch die Reduktion deiner Mobilität und diejenige deiner Mitarbeitenden, trägst du damit aktiv zum Schutz des Klimas und der Umwelt bei.

 

#5 Achtsamkeit – Wohlbefinden fördern

 

Corona zwang die meisten von uns während des Shutdowns einen Gang zurückzuschalten. Zuhause bleiben war angesagt. Ruhe kehrte in den stressigen Arbeitsalltag ein – auch wenn Homeoffice mit herumtobenden Kindern im Hintergrund nicht gänzlich stressfrei ist.

Dennoch blieb viel Zeit. Zeit für die Familie, Zeit für sich, Zeit, die Natur zu geniessen, und Zeit für Gedanken. Die uns geschenkte Zeit bewirkte bei einigen so manches und setzte persönliche Entwicklungs- und Erkenntnisprozesse in Gang. Stimmt meine Work-Life-Balance? Sollte ich mich gesünder ernähren? Was macht mich wirklich glücklich? 

Achtsamkeit ist eine Lebenshaltung mit nachhaltigem Aspekt. Wir steigern damit nicht nur unser Wohlbefinden und die Gesundheit, sondern beeinflussen damit auch das Leben unserer Mitmenschen und die Umwelt positiv. 

Tipp: Sich Zeit für sich und seine Mitmenschen, Tiere oder die Natur zu nehmen, hat seit Corona bei vielen Leuten zugenommen. Sie wünschen sich einen bewussteren und nachhaltigeren Lebensstil. Bist du beispielsweise Ernährungsberater*in,  Yogalehrer*in oder Coach? Dann begleite doch mit deinem Wissen Menschen, die einen nachhaltigen und achtsamen Lebensstil anstreben.

 

Wie weiter nach Corona?

 

Corona hat gezeigt, dass in kürzester Zeit vieles umsetzbar ist, und dass ein eindeutiger Trend zu mehr Nachhaltigkeit und Regionalität besteht: Das Bewusstsein der Schweizer Bevölkerung für Umwelt, Klima und soziale Gerechtigkeit wächst. 

Darum sehe ich für Selbstständige und KMU, die nachhaltig wirtschaften, eine grosse Chance und eine gute Investition in die Zukunft unseres Planeten.

 

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